Die Gruppe steht um den gepflanzten Baum. | © DAV Augsburg Unterwegsgruppe Özlem

Auf den Tennenmooskopf im November 2023

Zirbe gepflanzt zum Gedenken

05.11.2023

Tennenmooskopf am 05.11.2023

Als wir im September vom tragischen Unfall unseres langjährigen Mitglieds – auch Gründungsmitglieds – Karl Candidus beim Kajakfahren auf der Loisach erfahren mussten, waren wir alle schockiert und traurig. Neben einer Erinnerungsviertelstunde bei der monatlichen Gruppenstunde beschlossen wir, Candidus noch ein „grünes“ Erinnerungszeichen in Form einer Zirbe zu setzen. Als Standort wurde der Bereich um den Tennenmooskopf hoch über dem Gunzesrieder Tal ausgewählt, da Candidus sowohl bei der Kreuzaufstellung auf dem Tennenmooskopf tatkräftig mitgewirkt als sich auch mehrfach an Reparaturarbeiten im Otto-Schwegler-Haus beteiligt hatte.

Der Wetterbericht verhieß für diesen ersten Novembersonntag nichts Gutes: Es sollte regnen und Windböen geben, auch hatte es in den höheren Lagen schon geschneit. Aber der Terminplan ließ nichts anderes zu. So trafen sich 25 UWG-ler zusammen mit den drei Söhnen von Candidus am Parkplatz Gunzesried-Säge. Die Hoffnung, auf der kleinen Mautstraße bis zur Höllritzer Alpe auf 1450 Meter hochfahren zu können, bewahrheitete sich nicht. Die Schranke war schon geschlossen. Also wanderten wir zu Fuß hoch und aus der geplanten Kurzstrecke wurde nun doch eine normale Bergwanderung. Schon bei der Hinfahrt hatten wir unsere persönlichen Erlebnisse mit Candidus erzählt und natürlich auch immer wieder das Unglück angesprochen.

Nach einiger Zeit auf der Fahrstraße brach dann der angekündigte Regen los und schnell suchten wir Unterstand bei der Vorderen Aualpe. Hier wurde die Regenkleidung angezogen und die Regenschirme aufgespannt.

Der Weiterweg erfolgte am nordwestexponierten Hang des Tennenmooskopfes zur Stubenalpe hinauf. Allmählich kamen wir nun auch in den Schnee hinein. Prächtig leuchtende Laubbäume boten einen schönen Kontrast zum weißen Schnee im Hintergrund.

Der Regen hatte aufgehört, allerdings erfasste uns hier der Sturm mit aller Kraft. Er tobte sicher mit 50 Stundenkilometer Geschwindigkeit von Süden über den Gipfel.

Bald war ein geeigneter Platz für die kleine Zirbe gefunden – etwas seitwärts und unterhalb des Gipfels. Gerd machte sich tatkräftig an die Arbeit und grub ein Pflanzloch aus; Christl befestigte den mitgebrachten Maschendraht drum herum und konstruierte noch ein Holzgestell als Schutz vor Schneedruck.

Dies war in kurzer Zeit erledigt. Wie durch ein Wunder öffnete sich in genau diesen Minuten die Wolken, die Sonne zeigte sich und erleuchtete die Szenerie. Ein Gruß vom Himmel oder vielleicht ein letzter Gruß von Candidus?

Möge die Zirbe an diesem schönen Platz gut gedeihen!

Nach dem Gruppenfoto machten wir uns nun an den Abstieg, der über den ziemlich bazigen Nordosthang hin erfolgte.

Manche erinnerten sich hier an steile Skiabfahrten nach der üblichen Weihnachtsfeier auf der Otto-Schwegler-Hütte.

Wir kamen aber gut herunter, genossen vor der Rappengschwendalpe noch mal die herbstlich gefärbten Bäume und waren gegen 16 Uhr wieder am Parkplatz Gunzesried-Säge. Dass es wieder zu regnen begonnen hatte, störte uns jetzt nicht – wir hatten unsere Aufgabe erfüllt.

Text: Gotlind

Fotos: Gotlind, Christian, Özlem

Bearbeitung: Brigitta