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Jenseits seiner eigenen Grenzen

Eine Reise durch Selbsterfahrung und Selbstreflexion

08.04.2024

von Dennis Förster

Wie ist es eigentlich, wenn man unbedingt Klettern möchte, der eigene Körper jedoch nicht so will, wie man es gewohnt ist? Wie fühlen sich die Kletternden, häufig mit geistiger oder körperlicher Einschränkung, die wöchentlich unsere ParaVertikalen Kletterkurse besuchen? Mit diesen Fragen haben sich unser Leitungsteam, die Trainer*innen sowie alle Sichernden unserer Gruppe das Wochenende über intensiv auseinandergesetzt. Hierfür haben wir gemeinsam vom 05.04. bis zum 07.04. in Bad Hindelang die Jugendbildungsstätte (JUBI) besucht.

Ich und meine Grenzen

Nach einer gemütlichen Anreise am Freitag hieß der erste Programmpunkt auf der Agenda "Ich und meine Grenzen". Dabei haben wir uns durch Selbstreflexion damit beschäftigt, welchen mentalen, körperlichen oder geistigen Grenzen wir beim Klettern begegnen und überlegt, durche welche Methoden sich diese Grenzen überwinden lassen. Anschließend mussten wir uns beim Abendessen stärken, denn wir hatten noch einige Punkte auf dem Abendprogramm. Sowohl vegetarische, vegane als auch glutenfreie Menüs wurden uns serviert und lieferten uns die nötige Stärkung, die wir für unsere Fortbildung benötigten.

Leistung, Angst, Freude und Flow

Nach dem Abendessen waren wir hochmotiviert, den ersten Teil unserer Weiterbildung zu beginnen. Nach einigen spaßigen Aufwärmübungen teilten wir uns in mehrere Gruppen auf und beschäftigten uns mit Themen wie "Vertrauen beim Klettern", "Überwindung eigener Ängste" und der Bedeutung von "Pausen und Regeneration" beim Klettern. Wir diskutierten intensiv über die Ergebnisse der Gruppenarbeit und tauschten unsere eigenen Erfahrungen aus. Dabei wurde uns erneut bewusst, wie wichtig unser ehrenamtliches Engagement bei den ParaVertikalen ist - durch uns haben auch Menschen mit Beeinträchtigungen die Möglichkeit, ihre Grenzen zu überwinden und dabei Spaß und Freude zu erleben. Es ist ein unglaubliches Geschenk für uns, Teil dieser Gruppe und Lebenserfahrung zu sein!

Ein Tag in der Kletterhalle Sonthofen

Den Freitagabend ließen wir gemütlich ausklingen, um am Samstagmorgen direkt nach dem Frühstück um halb 10 in die Kletterhalle des DAV in Sonthofen aufzubrechen. Dort erwartete uns bereits Markus Mair vom Bundelehrteam Bergsteigen inklusiv. Von ihm erhielten wir wertvolle Inputs, Tipps und Tricks sowie Ratschläge zum Thema "inklusives Klettern". Wir hatten die Möglichkeit, selbst Erfahrungen zu sammeln, indem wir beispielsweise blind, taub oder mit einer simulierten Halbseitenlähmung kletterten. Besonders inspirierend war es, uns damit zu beschäftigen, wie Menschen im Rollstuhl das Klettern ermöglicht werden kann und welche Aspekte dabei zu beachten sind. Markus hielt uns nicht nur mit seinem Wissen und seinen Ratschlägen bei Laune, sondern ermöglichte uns durch kurze, intensive spielerische Einheiten auch, Neues zu erfahren und dabei Spaß zu haben.

Nach dem Abendessen ließen wir den Samstag gemütlich am Lagerfeuer ausklingen und tauschten uns über die verschiedenen Krankheitsbilder in unserer Klettergemeinschaft aus. Insbesondere diskutierten wir darüber, welche Herausforderungen es bedeutet, mit Multipler Sklerose zu klettern und den Alltag zu meistern.

 

Seilaufbauten und besondere Kletterszenarien

Am Sonntag begaben wir uns nach dem Frühstück erneut in die Kletterhalle von Sonthofen. Nachdem wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt hatten, widmete sich die eine Gruppe dem "Duoklettern" und verschiedenen Seilaufbauten, während die andere den Flaschenzug erlernte sowie den Umgang mit dem Interventionsseil übte, um unseren Kletternden während des Aufstiegs Unterstützung leisten zu können, falls diese benötigt werden würde.

Kurz nach dem Mittag beendeten wir die aufregenden und abwechslungsreichen zweieinhalb Tage, indem wir uns in Sonthofen ein leckeres Eis gönnten - genau das Richtige bei fast 30 Grad Außentemperatur! Anschließend kehrten wir in unsere Heimat zurück und waren alle gleichermaßen glücklich und stolz über das, was wir als Gruppe erreicht hatten und darüber, dass wir unseren Kletternden in Zukunft noch besser zur Seite stehen können.

Ein besonderer Dank gilt allen Ehrenamtlichen, die dieses Wochenende möglich gemacht und die so wichtigen Inputs eingebracht haben. Dank dem Engagement und der Bereitschaft aller Beteiligten war das Wochenende nicht nur unglaublich erfolgreich, sondern hat uns auch sehr viel Spaß und Freude bereitet. Wir sind sehr gespannt darauf, wie die erarbeiteten Ideen, Vorschläge und die neuen Erkenntnisse von unserer Klettergruppe aufgenommen werden und freuen uns sehr auf die kommenden Wochen und Monate.

Auch danken möchten wir dem Bezirk Schwaben, welcher uns im vergangenen Jahr mit dem Sozialpreis ausgezeichnet und ein Preisgeld überreicht hat, wodurch das erfolgreichen Wochenende überhaupt erst möglich gewesen ist.