Leistungs- und Breitensport unter einem Dach

In der neusten Ausgabe des alpenblick 3-24 ist der Artikel "Deutschlandweit einmalig. Leistungssport und Breitensport unter einem Dach: eine Erfolgsgeschichte" von Angela Merten (Seite 20-21) erschienen.

Uli Kühnl, ehemaliger 1. Vorsitzender der Sektion, hat den Neubau damals eng begleitet. Hier einige Ergänzungen von ihm zum alpenblick-Artikel.

Die Zuschüsse sind entscheidender Erfolgsfaktor, aber kein Geschenk

Die DAV-Sektion Augsburg hatte nach ersten Sondierungen vor gut 10 Jahren eine systematische Projektentwicklung für die Erweiterung und Modernisierung der Kletteranlage eingeleitet. Nach Ablehnung einer öffentlichen Förderung für eine Anlage mit Schwerpunkt Breitensport erhielten wir einen Hinweis von Herrn Dr. B. Kränzle, einflussreicher Politiker der Stadt Augsburg und Vorstandsmitglied im BLSV München, dass unsere Chancen einer öffentlichen Förderung nur bei einer stärkeren Gewichtung der Leistungssportkomponente in Betracht kämen. So setzten wir uns mit unserem Partnern des Bergsportfachverbands Bayern in Verbindung und fanden auf Vermittlung von Bernd Kränzle den Kontakt zum Innenministerium des Freistaats. Doch gab es für die Förderung keine Blaupause, da Sportklettern damals keine förderfähige olympische Disziplin war und wir in jeder Hinsicht Neuland betreten mussten. Es war also eine solide individuelle Förderbegründung nötig, die die erhofften Win-Win-Synergien und Logiken des Mischkonzepts belastbar nachwies, und zwar auf sportfachlicher, betriebswirtschaftlicher und ökologischer Ebene. Dieser anspruchsvolle Prozess bildete die Grundlage für eine faire Teilung von Chancen und Risiken.

So wurde in intensiver Zusammenarbeit der beteiligten Partner ein Konzept entwickelt, das durch Modellrechnungen zur Wirtschaftlichkeit und einen langfristigen Kooperationsvertrag zwischen Sektion und Fachverband abzusichern war. Dieser Prozess verlief nicht immer spannungsfrei, weil unterschiedliche Interessen und Sichten austariert und verhandelt werden müssten. Schließlich ging es im Kern um die Bestimmung der öffentlichen Zuschüsse in Form eines Entgelts für die leistungssportliche Nutzung.

Hier von Geschenk des Leistungssports an den Breitensport zu sprechen mag gut gemeint sein und ist angesichts der beträchtlichen Fördersummen auch verständlich. Der Begriff ist aber dennoch nicht angemessen sondern provokativ, denn er schmälert die Gegenleistungen, die die Sektion erbringen muss und auch zum Erfolg des Projekts beigetragen hat. Insgesamt ergibt sich da wohl ein gut ausgewogenes Bild:

  • Die Sektion stand unter Handlungsdruck zur Erweiterung und Modernisierung der Anlage.
  • Unsere Finanzmittel reichten aber selbst unter Einbezug der bereits kritischen Sonderumlage nicht aus, um eine nur ansatzweise befriedigende Lösung für die Sektion darzustellen.
  • Gleichzeitig hatten die Politik, wie auch BLSV und DAV Fach- und Bundesverband im Vorfeld von Tokio großes Interesse an einer innovativen und wirtschaftlich vorteilhaften Gemeinschaftslösung (win-win).
  • Alle Partner waren sich also bewusst, aufeinander angewiesen zu sein und arbeiteten gut vernetzt und zielorientiert zusammen. Ernste Konflikte konnten am Ende durch Kompromisse gelöst werden.

Das heißt, einseitige Betrachtungen und überzogenes Anspruchsdenken sind nicht förderlich. Das gilt für beide Seiten. Auch die Sektion kann selbstbewusst auf ihre Beiträge zum Erfolg des Projekts blicken. Entscheidender Erfolgsfaktor waren und sind nicht nur die Finanzen, sondern auch die personellen Ressourcen und Kompetenzen, die unsere Sektion aufbringen konnte. Das gilt für das überwiegend ehrenamtliche Projektteam mit außerordentlicher Expertise, Erfahrung und den notwendigen Netzwerkkontakten. Und das gilt besonders für unsere in Breiten- wie im Spitzensport hoch kompetenten Betriebsführer Ferdinand Triller und Oliver Bader, die alle Voraussetzungen für das operative Management im anspruchsvollen Mischbetrieb mitbringen.

 

 

Uli Kühnl, im August 2024