Traumtouren im Ultental

01.09.2025

Wenn das Wetter noch schlechter ist als vorhergesagt und wie man sich die Laune trotzdem nicht vermiesen lässt 

Trotz bangen Blickes auf den Wetterbericht brachen 15 gut gelaunte Teilnehmende um Annette, Tobias und Werner Ende August ins zauberhafte Ultental im schönen Südtirol auf. Die Vorfreude war ungetrübt, kann man sich dank des bewährten Führungstrios darauf verlassen, dass auch der Plan C, D oder E spannende und abwechslungsreiche Touren mit Gipfelglück verspricht. Das Wetter stellte die Flexibilität der Tourenleiter tatsächlich auf eine harte Probe, da auch der sonst recht zuverlässige Regenradar eher einem Blick in die Glaskugel glich als einer verlässlichen Vorhersage.  

Die Sonne am Anreisetag, die die Teilnehmenden auf der Eingehtour auf die Spitzige Lun (2324 m) noch freundlich begleitete, wurde daher umso mehr wertgeschätzt. Sogar der Ortler machte sich für wenige Minuten von den Wolken frei und zeigte seine verlockenden Grate und glitzernden Gletscherfelder.

An Tag 2 stimmten tiefhängende Regenwolken auf einen trüben Tag ein, was die Teilnehmer jedoch nicht verdross. Die talnahe Wanderung auf dem Ultner Höfeweg durch abwechslungsreiche Landschaft, auf weich federnden Waldwegen in bester Bergluft, der Saunagang im Hotel am Nachmittag und die Aussicht auf das exzellente 5-Gänge Menü am Abend: Da waren sich alle einig, dass es schlimmere Schicksale gibt.

Spätestens der dritte Tag wäre allmählich etwas fad geworden, ist doch „ein Tag ohne Gipfel denkbar, aber nicht wünschenswert“ (Zitat A.G.). Plan B, ein Höhenweg, wurde daher verworfen. Ebenso musste   Plan C und D, eine Tour auf die Große Laugenspitze bzw. auf den Großen Kornigl gestrichen werden, da anhaltender Regen den Start vereitelte. Nach kurzer Beratschlagung und mehreren in der örtlichen Kirche entzündeten Wetter-Opferkerzen in Proveis startete die Gruppe nach Plan E Richtung Mandelspitze. Bei weiterer Wetterverschlechterung stand eine ausgiebige Rast auf der Stieralm auf dem Programm, bei halbwegs erträglicher Lage der Anstieg auf die Mandelspitze (2396 m). Obwohl sich das Wetter verschlechterte und die Stieralm höchste kulinarische Genüsse versprach, standen alle Teilnehmenden parat, den Gipfelsturm in Angriff zu nehmen. So bahnte sich die Gruppe den Weg durch den Nebel, durch Nieselregen und über anschwellende Gebirgsbäche auf die Mandelspitze. Der Gipfelgenuss währte jedoch nicht allzu lange, da sich dieser bei Sturm und erstaunlichem Temperaturabfall doch etwas ungastlich zeigte. Großartige Südtiroler Spezialitäten auf der urigen Stieralm waren Balsam für die geschundenen Wandererseelen und ließen klamme Finger und triefende Regenhosen glatt vergessen.

Die Hoffnung lag nun auf Tag 4. Dieser versprach zumindest ab Mittag trockenes Wetter, ja gar von Sonnenschein war die Rede. Die Teilnehmenden starteten also frohen Mutes von Steinrast Richtung Kofelraster Seen, um den Hohen Dieb (2730 m) zu stellen. Bei trockenen Verhältnissen wurde die Kühbergalm zunächst links liegengelassen und Richtung Gipfel gestrebt. Über liebliche Almwiesen, an den glasklaren Kofelraster Seen vorbei und dem Gipfelanstieg über Blockgestein zeigte sich die Tour recht abwechslungsreich und landschaftlich äußerst reizvoll. Jedoch, auch die – unschwere – Überschreitung zu Gipfelkreuz II konnte die Frage, welcher von beiden denn nun der Hohe Dieb sei, nicht abschließend klären. Beim Abstieg ließ sich die obligate Almeinkehr nicht vermeiden, musste doch verglichen werden, welcher Kaiserschmarrn denn nun der beste sei.

An Tag 5, dem Tag der Abreise, zeigte sich das Ultental von seiner Sonnenseite. Bei strahlendem Sonnenschein wurden die Kleinbusse hastig beladen, um Richtung Weißbrunnsee aufzubrechen. Auf schmaler Passstraße mussten die tapferen Fahrer alles geben: steile Kehren anschneiden, Böschungswinkel ausreizen, Gegenverkehr ausweichen, hangaufwärts Rückwährts fahren, noch dazu mit matten Beifahrenden, die ihr leichtes Unwohlsein mit Atemübungen zu bewältigten versuchten. Der Lohn für die Mühen war es mehr als wert. Der Anstieg auf den Nagelstein (2469 m) durch den östlichen Rand des Naturpark Stilfser Joch verläuft durch lichte Lärchenwälder, duftende Hochmoore und stille Bergseen über sehr gut gewartete Wege. Dank des strahlenden Sonnenscheins war der Gipfel zwar nicht einsam, dafür aber umso aussichtsreicher. Der Blick über das besonnte Ultental und die umliegenden Gipfel zeigte, welch alpinen Schätze es sich in dieser Gegend noch zu entdecken lohnt. Im Abstieg trennte sich die Gruppe in Einkehrende und weiter Wandernde. Die Beteuerung manch Teilnehmenden, man würde nur Essen, da sich das Wetter so garstig zeige, wurde nun endgültig unglaubwürdig. Wehen Herzens stieg die launige Gruppe am Nachmittag wieder in die Kleinbusse und machte sich auf den Weg zurück über den Brenner, Stein und Bein schwörend, auf jeden Fall bei besten Bedingungen wieder zu kommen.

Fazit Sonja Schön: Trotz widriger Wetterlage abwechslungsreiche Tourentage gestalten, alle Teilnehmenden mitzunehmen, trotz kurvenreicher Passstrassen auch die empfindlichsten Mitfahrermägen zu schonen – das sind Traumtouren im Ultental mit dem Traumteam Annette, Tobias und Werner.