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(Wetter-)Glück muss man haben!

Durchquerung des Tennengebirges von Werfen nach Abtenau

28.07.2023

Letztes Jahr im September: Heftiger Wintereinbruch in den Bergen, schlechtes Wetter – und wir mussten uns schweren Herzens dafür entscheiden, die Durchquerung des Tennengebirges, eines 280 km2 großen Karstgeländes im Salzburger Land, abzusagen. Bei den Bedingungen einfach zu riskant. Dieses Jahr im Juli...

... elf Zentimeter Neuschnee am Nebelhorn, sehr unbeständiges Wetter, doch mit Lichtblicken zwischendurch angesagt – na ja, wird schon gehen, die Bedingungen sind eindeutig besser als beim ersten Versuch. Und wir können die Tour an einigen Stellen gegebenenfalls dem Wetter anpassen.

Das Leopold-Happisch-Haus

Genau, anpassen … Das hieß gleich am ersten Tag, von Werfen zunächst mit Bus, dann mit der Bahn zur Eisriesenwelt hochzufahren und die Besichtigung der längsten Eishöhle der Welt ausfallen zu lassen, damit wir die Chance haben, trocken auf dem Leopold-Happisch-Haus anzukommen. Dank Wetterapp und Regenradar hat das auch wunderbar funktioniert, und wir konnten das Radler auf der Hüttenterrasse genießen. Bald wurde es aber ungemütlich. Also rein in die Hütte, die wir zunächst völlig für uns hatten. Das Leopold-Happisch-Haus ist eine sehr empfehlenswerte Selbstversorger-Hütte: toll renoviert, super ausgestattet und mit gut gefüllter Vorratskammer, aus der man sich gegen Entgelt mit Getränken, Nudeln, Saucen etc. bedienen konnte, um nicht alles hochschleppen zu müssen.

Karst, Karst, Karst …

Am nächsten Tag ging es ganz früh los, um dem Regen, der für nachmittags angekündigt war, zu entgehen. Die mit acht Stunden veranschlagte Durchquerung des unter Naturschutz stehenden Karstplateaus bis zur Laufener Hütte ist wirklich beeindruckend. Sehr einsam (uns kam den ganzen Tag nur einziger Mensch entgegen), kaum ein Geräusch, keine Bäume, keine Sträucher, natürlich kein Wasser – bis auf das von oben, das uns unangekündigt, begleitet von heftigem Wind, schon vor Mittag erwischte. Also leider den Bleikogel als Gipfel auslassen und schauen, dass man weiterkommt. Glücklicherweise war der Spuk nach einer dreiviertel Stunde vorbei, und es kam wieder die Sonne raus. 

Die Laufener Hütte mit ihren Höhlenforschern

Die blieb uns dann auch – ebenfalls so nicht angekündigt – auf der gemütlichen Terrasse der kaum belegten Laufener Hütte erhalten, sodass die ersten von uns schon einen Sonnenbrand befürchteten.

Auch die Laufener Hütte ist eine Selbstversorger-Hütte, jeweils im Wechsel eine Woche lang von einem Team der Sektion bewartet. Ganz anders im Charakter als das Leopold-Happisch-Haus, doch ebenfalls eine Unterkunft zum Wohlfühlen (bis auf das Abspülen von Unmengen an Geschirr …). Hier heißt es jedoch: Essen mitbringen, Getränke sind vorhanden.

Mitten in der Nacht aufgewacht: (Immer noch?) Halligalli in den Gast- und Sanitärräumen. Komisch, außer uns war doch bloß ein Pärchen auf der Hütte sowie der Hüttenwart mit Familie und Freundinnen der Töchter? Die Auflösung am nächsten Tag: Ein Trupp polnischer Hobby-Höhlenforscher kam des nächtens an, um dort in den nächsten drei Wochen in wechselnder Besetzung zu arbeiten. Die Polen erforschen schon seit über 40 Jahren das Tennengebirge mit seinen riesigen Höhlensystemen.

Abstieg mit Regen und Sonne

Für den letzten Tag hatten wir nach der Vorhersage einen Abstieg mehr oder weniger im Dauerregen erwartet. Daher war klar, dass wir nicht die lange Runde nehmen, sondern den direkten Weg runter nach Abtenau. Doch auch hier hatten wir zwischen den Schauern mehr Sonne als gedacht. Dank des einzigen Menschen, den wir während der Durchquerung getroffen hatten und der uns bei Abtenau wieder über den Weg lief, uns dann netterweise im Auto mitnahm sowie der pünktlichen(!) Österreichischen Bahn kamen wir wohlbehalten wieder am Bahnhof Werfen an.

Fazit: 0 Gewitter, während wir unterwegs waren, 1 aufgescheuerter Rücken, 2 vom Wind demolierte Regenschirme, 3 sehr schöne Bergtage, 4 gut gelaunte Frauen.

Und: „Für schlechtes Wetter ist ziemlich viel Sonne auf den Fotos!“