Die Fahrt von Augsburg nach München-Pasing mit Umstieg in die S-Bahn bis Donnersberger Brücke und schließlich in die Bayerische Oberlandbahn klappte reibungslos. Als wir uns dem Bahnhof Fischhausen-Neuhaus am Schliersee näherten und unser Ziel, die Brecherspitze vor Augen hatten, wollte alle auf den Gipfel. Das vereinfachte die Logistik. Vom Bahnhof folgten wir zunächst der Trasse der „Bockerlbahn“, die Anfang des 20. Jahrhunderts dem Holztransport vom Spitzingsee nach Neuhaus diente. Heiner entdeckte am Wegesrand eine seltene Frauenschuh-Orchidee. Dann bogen wir auf den steilen Weg zur Ankel-Alm ab. Sie war wirklich geschlossen, bot uns mit bereits aufgebauten Tischen und Bänken eine willkommene Gelegenheit für eine Pause, dazu ein blitzsauberes Plumpsklo mit schönem Talblick durch ein Panoramafenster. Am Weiterweg zeigte sich die Pracht der Frühlingsflora: Blaue Kugelblumen und Enziane, gelbe Trollblumen, weiße Silberwurz und duftende rosa Steinröschen. Bisher meinte es das Wetter gut mit uns mit bewölktem Himmel und ein paar blauen Flecken, aber trocken. Die Erde war von den Niederschlägen der vorhergehen Tage noch nass und bildete mit den Steinen einen Schmierfilm unter den Schuhsohlen, der achtsames Gehen erforderte. Ein weiter Blick ging nach Norden über den Schliersee bis zu den Häusern von München. Aber zog da nicht eine dunkle Wolke mit grauen Regenschleiern von Westen am Alpenrand vorbei? Einige Minuten später war klar: Wir sollten nicht verschont bleiben. Ein Schauer und heftige Böen begleiteten uns eine Stunde lang beim weiteren Aufstieg zum Gipfel, einigen raschen Gipfelfotos und dem Abstieg über den felsigen und teilweise seilversicherten Westgrat. Ein plötzlich auftretender Wadenkrampf in dieser unwirtlichen Lage ließ sich zum Glück schnell mit einer Dosis Magnesium kurieren. Trotz alledem herrschte gute Stimmung, es gab keine Klagen. Dieser Truppe muss man Respekt zollen! Endlich waren wir tropfnass am Ende der anspruchsvollen Passage angekommen, da endete der Regen, der Himmel klarte auf und wärmende Sonnenstrahlen begannen, unsere Kleidung zu trocknen.