Nach einem kurzen Abstecher in die neugotische Pfarrkirche St. Peter und Paul, deren spätgotische Kreuzigungsgruppe am Altar zu den größten Deutschlands zählt, wanderten wir durch die ruhige Schlossstraße bis zum westlichen Ortsende. Auf dem Weg dorthin bot sich ein beeindruckender Panoramablick auf das tief unter uns gelegene Weißachtal sowie die verschneite Nagelfluhkette mit Hochgrat und Seelekopf.
Ein scharf links abzweigender Fußweg führte uns unter der Bundesstraße 308 hindurch zu einem Aussichtspunkt, der den Blick weit ins Weißachtal, auf die Vorarlberger Berge und im Westen bis zu Säntis und Altmann öffnete. Unter uns lag der Ort Willis mit dem markanten Hotel Bergkristall und seinem großen Rotwildgehege. Über ein Anliegersträßchen ging es steil abwärts. Da die Wege schnee- und eisfrei waren, konnten die vorsichtshalber eingepackten Grödeln im Rucksack bleiben.
Auf Forstwegen wanderten wir weiter durch einen Felsriegel, vorbei an schneebedeckten Wiesen und verstreuten Gehöften, bis wir nach 200 Höhenmetern den Talboden erreichten. Gegen Mittag kamen wir in den kleinen Ort Eibele, wo die Brücke über den Eibelebach die deutsch-österreichische Grenze markiert. Der kurze Weg von der Dorfstraße zur Brücke und dem Wasserfall war vereist, sodass nun die Grödeln zum Einsatz kamen. Der Wasserfall, der über mehrere Felsstufen herabstürzt, zeigte sich beeindruckend: Die Schneeschmelze und das Tauwetter der letzten Tage hatten den Bach anschwellen lassen.
Nach einem kurzen Abstecher zum Wasserfall kehrten wir nach Eibele zurück und folgten der Ortsverbindungsstraße zum Krebs-Stausee. Von der Straßenbrücke aus bot sich ein Blick ins tief eingeschnittene Weißachtal, wo früher das Wasser über felsige Stufen und ausgewaschene Becken toste. Heute wird der Fluss durch ein Stauwehr und eine Druckwasserleitung für ein Kraftwerk reguliert, was das natürliche Schauspiel weitgehend trockengelegt hat.
Der Weg führte uns auf der Nordseite des Stausees weiter nach Osten zurück nach Oberstaufen, zunächst auf einem Feldweg, später entlang der Weißach. Nach einem einsamen Bauernhof auf einer Kuppe kamen wir an einer malerischen, überdachten Holzbrücke vorbei. Schließlich erreichten wir den Abzweig „Zur Höll“, ein Bauernhof mit Gastwirtschaft, der unsere Gruppe zu einer gemütlichen Mittagsrast einlud. Bei leckeren Speisen und Getränken sorgte ein Alleinunterhalter mit Schlagermelodien für gute Stimmung.
Wie angekündigt, setzte nach der Pause leichter Regen ein. Nach einem kurzen Abstieg ins Weißachtal folgten wir einem Sträßchen in den Ortsteil Weißach. Dort erwartete uns eine alpine Einlage: Ein schmaler, steiler Pfad führte uns durch den Malastobel hinauf. Über Stege, Treppen, Felsen und einige vereiste Altschneeflächen erklommen wir den wilden Taleinschnitt, bis wir schließlich einen geteerten Fußweg erreichten.
Der Aurel-Stadler-Weg, benannt nach dem Pionier des Allgäuer Emmentalers, führte uns abseits der verkehrsreichen Staatsstraße zur Bundesstraße 308 und zurück zum Bahnhof Oberstaufen. Damit schloss sich unser abwechslungsreicher Rundweg. Ob die Strecke bei Schnee geräumt wird, bleibt offen.
Pünktlich brachte uns der Regionalexpress in knapp zwei Stunden durch das nun regnerische Voralpenland zurück nach Augsburg, wo wir wohlbehalten am Hauptbahnhof ankamen.
Ernst Kundinger